Künstliche Intelligenz in Thüringen – Forschung, Start-ups und Hightech in Jena und Ilmenau

Künstliche Intelligenz in Thüringen und Ingenieurswissenschaften in der TU Ilmenau
In der TU-Ilmenau in Thüringen wachsen Fachkräfte für KI heran. | Foto: © Ralf | adobe stock

Thüringen hat sich in den letzten Jahrzehnten als Innovationsstandort mit klarer Spezialisierung etabliert. Traditionell spielt die Optik- und Photonikindustrie eine herausragende Rolle, insbesondere in Jena, das weltweit als Zentrum für Präzisionstechnologien gilt. Auch die Ingenieurwissenschaften in Ilmenau prägen das Land und bilden die Grundlage für viele technische Entwicklungen, die weit über die Landesgrenzen hinaus Bedeutung haben.

Heute verbindet sich diese Tradition mit der Dynamik Künstlicher Intelligenz. Ob in der Medizin, in der Bildverarbeitung, bei Industrie 4.0 oder in der Mobilität – KI ist in Thüringen längst nicht mehr nur ein Forschungsthema, sondern wird aktiv in Produkte und Dienstleistungen integriert. Dadurch entstehen nicht nur neue Geschäftsmodelle, sondern auch ein Standortprofil, das Thüringen im Wettbewerb mit anderen deutschen und europäischen Regionen sichtbar macht.

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Forschung und Wissenschaft – Jena und Ilmenau als Zentren

Die Stärke Thüringens liegt in der klaren Fokussierung seiner Hochschul- und Forschungslandschaft. In Jena ist die Friedrich-Schiller-Universität eine der wichtigsten Akteure, wenn es um KI in den Biowissenschaften geht. Hier werden Datenanalyseverfahren entwickelt, die helfen, komplexe biologische Prozesse besser zu verstehen. Gerade in der medizinischen Forschung eröffnet das neue Chancen für personalisierte Therapien.

Die Technische Universität Ilmenau ist seit Jahren für ihre Ingenieursausbildung bekannt. Mit ihren Schwerpunkten auf Robotik, Signalverarbeitung und autonomen Systemen schafft sie den Brückenschlag zwischen klassischem Maschinenbau und moderner KI. Forschungsprojekte beschäftigen sich mit selbstlernenden Robotern, die in der Produktion eingesetzt werden, oder mit Signalverarbeitungssystemen, die in der Medizintechnik Verwendung finden.

Das Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik (IOF) in Jena kombiniert die Kernkompetenz des Landes, die Photonik, mit KI. Hier entstehen Systeme, die in der Industrie zur Qualitätsprüfung eingesetzt werden oder in der Medizintechnik helfen, Bilddaten schneller und präziser auszuwerten.

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Ein weiteres wichtiges Institut ist das Leibniz-Institut für Photonische Technologien (IPHT). Es entwickelt KI-gestützte Verfahren für bildgebende Diagnostik. Mit dieser Kombination aus Biophotonik und maschinellem Lernen können Krankheiten bereits in frühen Stadien erkannt werden.

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Darüber hinaus hat sich auch in Erfurt eine Forschungslandschaft etabliert, die sich auf Mobilität, Verwaltung und Smart-City-Konzepte konzentriert. Damit wird deutlich: Thüringen nutzt KI nicht nur in Hightech-Feldern, sondern auch in Anwendungen, die direkt die Lebensqualität der Bevölkerung betreffen.

KI-Start-ups in Thüringen – Innovation aus Forschung und Praxis

Die starke Forschungsbasis sorgt dafür, dass in Thüringen zahlreiche Start-ups entstehen, die KI-Technologien marktreif machen. Besonders in Jena zeigt sich eine enge Verbindung zwischen Universität, Instituten und Unternehmensgründungen.

Ein Beispiel ist Jenoptik, das sich als traditionsreiches Unternehmen immer stärker auf KI stützt. Die Systeme zur Bildverarbeitung in Industrie und Verkehr werden durch intelligente Algorithmen leistungsfähiger. In der Qualitätskontrolle können Fehler frühzeitig erkannt werden, im Verkehrsmanagement lassen sich Ströme effizienter lenken.

Das Start-up InVision AI arbeitet an KI-gestützter medizinischer Bildgebung. Ziel ist es, Ärzte bei der Analyse radiologischer Bilder zu unterstützen. Mit Hilfe von Machine Learning sollen Auffälligkeiten in kürzerer Zeit erkannt werden, was eine präzisere Diagnose ermöglicht.

Ein besonders spannendes Unternehmen ist Fusion Bionic, das in Jena und Dresden aktiv ist. Hier wird mit KI an neuartigen Oberflächenstrukturen gearbeitet, die mit Lasertechnologien erzeugt werden. Solche Strukturen finden Anwendung in der Medizintechnik, aber auch in der Luft- und Raumfahrt sowie in der Automobilindustrie.

Mit eZono hat sich ein weiteres Jenaer Unternehmen etabliert, das KI in Verbindung mit Ultraschalltechnologie einsetzt. Ziel ist es, Ärzten während Eingriffen eine präzisere Navigation zu ermöglichen. So können Operationen sicherer und effizienter durchgeführt werden.

Auch in Ilmenau entstehen zahlreiche Ausgründungen aus der TU. Sie beschäftigen sich vor allem mit Robotik und Automatisierung. Ob Assistenzsysteme für Produktionslinien oder autonome Transportlösungen für Fabriken – die Kombination aus Maschinenbaukompetenz und KI schafft innovative Produkte für die Industrie 4.0.

Wirtschaft und Industrie – KI im Mittelstand und in Hightech-Sektoren

Die Wirtschaft Thüringens ist stark mittelständisch geprägt, gleichzeitig aber hoch spezialisiert. Diese Struktur bietet ideale Voraussetzungen, um KI einzusetzen. Im Bereich Optik und Photonik entstehen intelligente Systeme, die Präzisionsgeräte noch leistungsfähiger machen. KI verbessert die Steuerung von Produktionsprozessen und sorgt für neue Qualitätsstandards.

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In der Medizintechnik hat Thüringen ebenfalls eine starke Position. Unternehmen entwickeln Diagnosesysteme, die durch KI schneller und zuverlässiger Ergebnisse liefern. Auch personalisierte Therapien werden möglich, weil Algorithmen große Datenmengen auswerten und individuelle Muster erkennen.

Die Automobil- und Zulieferindustrie in Eisenach und Umgebung integriert KI in Fertigungs- und Logistikprozesse. Opel und Bosch setzen auf Systeme, die Produktionslinien flexibler machen und den Materialfluss optimieren. Predictive Maintenance – also die vorausschauende Wartung von Maschinen – sorgt dafür, dass Ausfälle minimiert werden.

Im Maschinenbau, einem weiteren Kernbereich Thüringens, kommt KI zunehmend bei der Prozessoptimierung zum Einsatz. Mittelständische Unternehmen profitieren davon, weil sie ihre Produktionskosten senken und gleichzeitig die Qualität verbessern können.

Netzwerke und Initiativen – KI made in Thüringen

Um Forschung und Wirtschaft noch enger zu verzahnen, fördert das Land verschiedene Netzwerke. Das Thüringer Zentrum für Maschinenbau (ThZM) ist eine Plattform, auf der Industrie 4.0 und KI-Anwendungen entwickelt und erprobt werden. Unternehmen erhalten hier direkten Zugang zu Forschungsleistungen.

Der Digital Innovation Hub Mittelstand Thüringen begleitet kleine und mittlere Unternehmen bei der Einführung digitaler Technologien. Mit praxisnahen Projekten wird gezeigt, wie KI im Mittelstand eingesetzt werden kann, auch wenn keine großen Forschungsabteilungen vorhanden sind.

Mit optoNet Jena gibt es ein starkes Netzwerk für Optik und Photonik. Es unterstützt den Austausch zwischen Unternehmen, Wissenschaft und Politik und sorgt dafür, dass Thüringen international sichtbar bleibt.

Auch das Mittelstand-Digital Zentrum Ilmenau ist ein wichtiger Akteur. Es bietet Beratung und Transferprojekte für kleinere Unternehmen, die sich an KI herantasten wollen. Damit wird sichergestellt, dass nicht nur Großunternehmen, sondern auch der Mittelstand von den Chancen profitiert.

Chancen und Herausforderungen – KI im Innovationsland

Die Chancen für Thüringen liegen eindeutig in der Verbindung von traditionellen Stärken und neuen Technologien. Optik und Photonik sind weltweit nachgefragt, und in Kombination mit KI entstehen Produkte, die international wettbewerbsfähig sind. Gleiches gilt für die Medizintechnik und die Industrie 4.0.

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Herausforderungen gibt es dennoch. Ein großes Thema ist der Fachkräftemangel. Zwar bilden die Hochschulen in Jena und Ilmenau viele Talente aus, doch gelingt es oft nicht, diese langfristig in der Region zu halten. Auch die Zahl großer Konzerne ist im Vergleich zu anderen Bundesländern gering, sodass manche KI-Projekte nur schwer in großem Maßstab umgesetzt werden können. Hier muss Thüringen weiter daran arbeiten, attraktive Bedingungen für Unternehmen und Fachkräfte zu schaffen.

Ausblick – Thüringen als Hightech-Standort für KI

Die Perspektiven für Thüringen sind vielversprechend. Mit Jena als Zentrum für Optik, Photonik und Biomedizin, Ilmenau als Ingenieurhochburg und einem starken Netzwerk aus Start-ups, Mittelstand und Forschungsinstituten ist die Basis für eine erfolgreiche Zukunft gelegt.

KI wird in Thüringen nicht als abstraktes Schlagwort verstanden, sondern als Werkzeug, das konkrete Probleme löst – sei es in der medizinischen Diagnostik, in der Fertigung oder in der Mobilität. Die Verbindung von Hightech, Wissenschaft und Mittelstand gibt dem Land ein Profil, das im nationalen Wettbewerb um KI-Standorte einzigartig ist.

Wenn es gelingt, Talente in der Region zu halten und Investitionen zu fördern, kann Thüringen in den kommenden Jahren zu einem führenden Hightech-Standort für Künstliche Intelligenz in Deutschland werden. Die Mischung aus Forschung, Tradition und Innovationsgeist macht deutlich: Thüringen hat alle Voraussetzungen, die digitale Transformation aktiv mitzugestalten.

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Verfasst von Hajo Simons

arbeitet seit gut 30 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist, überdies seit rund zehn Jahren als Kommunikationsberater. Nach seinem Magister-Abschluss an der RWTH Aachen in den Fächern Germanistik, Anglistik und Politische Wissenschaft waren die ersten beruflichen Stationen Mitte der 1980er Jahre der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen (Pressesprecher) sowie bis Mitte der 1990er Jahre einer der größten deutschen Finanzvertriebe (Kommunikationschef und Redenschreiber).